Historisches


Schildow online - Historie
zwischen 1901 und 1997

Übersicht:
 
1375 - 1800 1801 - 1900 1901 - 1997

 

1901 Am 21. Mai fährt der erste Personenzug der Reinickendorf-Liebenwalde-Großschönebecker Eisenbahn durch Schildow.
Gastwirt Herrmann Poethko aus Berlin kauft den Katharinensee und mehrere Morgen Land; er legt den Grundstein für die Katharinensee-Siedlung.
   
1905 Die Gemeinde (422 Einwohner) lässt aus Erlösen von Landverkäufen die Strassen pflastern. Erst 1912 sind die wichtigsten Arbeiten verrichtet.
   
1906 Die über 650jährige Mühle am Schildower Fließ brennt am 17. Juni bis auf die Grundfesten nieder. Bernhard Gottschalk, der Sohn des vorherigen Eigentümers, baut in der Schönfließer Strasse, nahe der Bahnlinie, ein modernes Sägewerk auf.
   
1908 In Schildow wird eine Freiwillige Feuerwehr gegründet; erste Hauptmänner sind Otto und Albert Nieder.
   
1909
 
Die politische Gemeinde, mit Landwirt Müller als Amtsvorsteher, übernimmt im Dorf die Führung der Verwaltungsgeschäfte.
Am 13. Juli stirbt, 60jährig, der Lehrer und Organist Herrmann Schmalfuß; sein Nachfolger wird Otto Griesbach.
   
1910 Im Dorf bestehen acht große Bauernwirtschaften und drei Kossätenhöfe, zwei große Betriebe; Sägewerk Gottschalk und die Holz-Imprägnier-Firma Auffermann (die nach einem selbstentwickelten technologischen Verfahren einen Baumstamm im ganzen Stück färben vermag); ferner gibt es: 1 Schumacherei, 1 Schlosserei, Tischlerei, 1 Fleischerei, 1 Bäckerei, 2 Lebensmittelgeschäfte, 1 Friseur (Rasur = 5Pfg, Haarschnitt = 25 Pfg.). Schildow gilt als deutsch-national; es gibt bereits eine 12köpfige Gruppe der SPD.
   
1911 Gegen ein Kaufgeld von 136 Mark (für 13571 qm) wird die Gemeinde Schildow nach rund 60jährigen Verhandlungen mit dem Domänenfiskus über den Preis und die Nutzungsbedingungen am 13. Januar Eigentümerin ihrer Dorfaue. Der alte Anger, um den sich alle Höfe und Gebäude einschließlich der Kirche gruppieren, hatte (lt. Separationskarte) wesentlich weiter in den Bereich der heutigen Breiten Strasse hineingereicht.
   
1913
 
Eine neue Schüle öffnet ihre Pforten, die dorthin führende Strasse erhält den Namen des langjährigen verdienstvollen Lehrers Schmalfuß.
Am 5. Oktober, findet die Einweihung des Evangelische Friedhofs und seiner Kapelle an der Hermsdorfer Strasse statt.
   
1914
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1918
Der erste Weltkrieg bricht aus. 1917 werden die Prospektpfeifen der Orgel eingezogen, die Bronzeglocken ebenfalls für Munition eingeschmolzen, werden am 18. Mai 1918 durch eine Gussstahlglocke ersetzt. 31 Schildower Männer kehren nicht von der Front zurück.
   
1920
 
Die Nachbardörfer Blankenfelde und Lübars werden in die Hauptstadt eingemeindet; Schildow behält seine Selbständigkeit und grenzt jetzt unmittelbar an Groß-Berlin.
   
1923 Im Frühjahr 1923 erfolgt die offizielle Trennung des Küster- und Schulamtes.
   
1924
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1925
 
Der Ort hat 425 Einwohner.
Am 24. April findet im Hause der Familie Schröder erstmalig wieder ein katholischer Gottesdienst statt. Er wird von Pfarrer Scheidtweiler aus Berlin-Reinickendorf gefeiert.
Am 25. Mai 1924 werden in der evangelische Kirche zwei neue Stahlglocken mit den Tönen C und Es geweiht.
1926
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1927
 
Das frühere Küster und Schulgehöft wird Gemeindehaus, die politische Gemeinde richtet mietweise in der ehemaligen Lehrerwohnung ihre Büroräume ein. Das frühere Schulzimmer teilen sich politische und Kirchengemeinde als Versammlungssaal. Im ausgebauten Dachstuhl entstehen Wohnungen für die Gemeindeschwester und den Kirchendiener. Am 7. März 1927 ist die Einweihung.
Am 11. September wird auf dem Kirchenanger ein Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges geweiht.
   
1929
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1930
Die Einwohnerzahl steigt in einem Jahr von 1100 auf 1268 Einwohner.
Am 24. Juni 1929 erfolgt die feierliche Inbetriebnahme der BVG.Omnibus-Linie zwischen Pankow und Schildow. Ein Jahr später wird eine BVG-Ausflugs-Buslinie eingerichtet, die von April bis Oktober an Wochenenden und Feiertagen von Pankow über Schildow nach Zühlsdorf verkehrt.
1931
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1932
Schildow hat 1404 bzw. 1697 Einwohner und 155 Wohnhäuser.
1933 Schildow hat 2019 Einwohner.
Die nationalsozialistische Regierung ersetzt den Amts- und Gemeindevorsteher Franz Seeger durch den der NSdAP angehörenden Bürgermeister Tammer. Alle Vereine im Ort werden aufgelöst, auch die aus 19 Mitgliedern bestehende SPD-Gruppe, deren Material beschlagnahmt und im Gemeindehaus verbrannt wird. Jedoch finden weitere geheime Zusammenkünfte beim Vorsitzenden und beim Kassierer statt; die Beiträge werden bis 1945 weitergezahlt.
1934
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1936
Schildow und Mühlenbeck feiern 1934 die 700-Jahrfeier der Mönchmühle.
1934 werden 2200 Einwohner gezählt, 1935 2270, 1936 = 2434.
Am 2. August wird der Lokalkaplan Johannes Lilge als Oberhaupt der katholischen Kirche in Schildow eingeführt, ab September finden wieder regelmäßig katholische Gottesdienste statt. Zu Weihnachten wird eine Kapelle im Hause Schröder eingeweiht. Die Gemeinde nimmt den einstigen Namen St. Katharinen an.
In der Hermsdorfer Strasse entsteht eine neue Schule. Im bisherigen Gebäude werden Lehrerwohnungen eingerichtet.
1937
 
Schildow hat 2481 Bewohner.
Das Seite 1925 monatlich erscheinende „Evangelische Gemeindeblatt für die Kirchengemeinden Mühlenbeck-Summt und Schildow wird verboten. Nach dem Tode von Pfarrer Ruhnke tritt Pfarrer Dubberke das Amt in den evangelischen Schwestergemeinden an.
1939
 
Zu Beginn des zweiten Weltkrieges zählt Schildow 2644 Einwohner; es gibt 8 bäuerliche Betriebe mit 20-100 Mg. 4 mit 10-20 Mg. Un über 30 Kleinhöfe
Auf den durch Kriegseinberufungen nahezu männerlosen Höfen werden Kriegsgefangene und Fremdarbeiter aus Frankreich, Polen und der Ukraine eingesetzt.
1940
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1941
Die katholische Gemeinde feiert einige Gottesdienste mit den hiesigen französischen Kriegsgefangenen, Zivilpersonen ist von den Behörden die Teilnahme daran untersagt.
 
1942
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1943
Bei einem Fliegeralarm im September 1942 werden einige Fenster der evangelischen Kirche stark beschädigt; die Häuser Breite Strasse 16 und 18 weisen starke Zerstörungen auf. Das historische Lehnschulzenhaus liegt in Trümmern. Bürgermeister Klitzing beschlagnahmt für die Unterbringung der ausgebombten Familie Nugaschewski das Gemeindehaus.
1944
 
Am 30. Juni erlebt Schildow seien schwersten Luftangriff; auf sämtlichen Bauernhöfen brennen die Scheunen nieder; das in Brand geratene Wohnhaus des Bauern Seeger kann rechtzeitig gelöscht werden. Am 18. und 26. November gibt es erneut Bombenschäden. Direktor Richard Koch übernimmt für den Wehrdienst leistenden Seelsorger der evangelischen Gemeinde die pfarramtliche Geschäftsführung.
1945
 
Ein schwerer Tagesangriff am 19. April setzt mehrere Scheunen und Gehöfte in Brand, er fordert einige Todesopfer. Am 20. April ziehen die ersten Soldaten der Roten Armee von Bernau her in Schildow ein. Häuser im Dorfkern werden vorübergehend von der Roten Armee requiriert.
Am 28. April wird Willi Hutmann vom sowjetischen Ortskommandanten zum Bürgermeister ernannt. Der vielen Flüchtlinge wegen hat Schildow vorübergehend bis zu 3500 Einwohner.
Im Dorf breitet sich eine Typhus-Epidemie mit Todesfolgen aus.
Im September werden die Urnen der von den Nazis hingerichteten Angehörigen der Anton-Saefkow-Widerstandsgruppe Franz Schmidt und Paul Richtet von den Witwen aus Brandenburg übergeführt und in Schildow feierlich beigesetzt. Eine provisorische Gedenktafel wird errichtet.
1946
 
Der bereits seit dem Vorjahr kommissarisch in Mühlenbeck-Schildow wirkende evangelische Pfarrer Rudolf Bauers wird offiziell in sein Amt eingesetzt.
Am 1. Mai wird in der Schillerstrasse der Kindergarten „Neues Leben“ aus der Taufe gehoben. In der Bahnhofstrasse wird eine Konsum-Verkaufsstelle eröffnet.
Bei den Gemeindewahlen im Oktober erringt die CDU 10 Sitze, die SED (im April ais der Fusion von SPD und KPD entstanden) erreicht lediglich 6 Sitze.
1947
 
Am 15. Januar tritt Bürgermeister Hutmann von seinem Posten zurück; die CDU beruft als Nachfolger den langjährig in kirchlichen Diensten stehenden Direktor Richard Koch. Der Rat der Gemeinde Schildow zeiht ins frühere Schulhaus in der Schmalfußstrasse.
Chemiker Rolf Salzenbrodt, Sohn des Mitinhabers der Mühlenbecker Colloni-Werke, gründet die Kosmetikfirma WASALCO.
Zur Gewinnung von Brenn- und Baumaterial wird der Pfarrwald abgeholzt.
Am 4. Juni brennen die beiden Hallen der Schneidemühle Gottschalk ab.
Schildow hat 2800 Bewohner.
1948
 
Die Währungsreform hat die politischen Gegensätze zwischen Ost und West verschärft. Die Grenze zwischen dem zur sowjetischen Besatzungszone gehörenden Schildow und Berlin, das unter alliierter Verwaltung steht, unterliegt strengem Ausweiszwang. Auch die Kleinbahnzüge werden scharf kontrolliert. Mitten im Dorf (bei der Fahrradaufbewahrung) steht ein Schlagbaum.
1952
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1953
1952 stellt die politische Gemeinde für fünf Jahre einen Dorfwirtschaftsplan auf.
Am 17. September 1953 erwirbt die Freiwillige Feuerwehr Schildow aus Spenden der Einwohner ein Fahrzeug.
Die Firma WASALCO wird enteignet und zunächst als VEB Gerdeen weitergeführt.
1954
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1955
Die Kirchengemeinde Schildow erhält ab 1. September 1954 eine eigene Pfarrstelle. Pfarrer Gerhard Pohl (bereits seit 1950 als Vikar bzw. Prediger in Schildow tätig) verlässt Schildow bereits im September 1955, die Pfarrstelle ist vakant.
1956
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1957
Die ersten zehn Bauern schließen sich zu einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Typ III mit 31 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche zusammen. VEB Gardeen beschäftigt 127 Mitarbeiter.
Dr. Walter Ziehen wird evangelischer Pfarrer.
1958 Im April wird mir der ersten Renovierung der 1897 eingeweihten evangelischen Kirche begonnen.
1960
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1961

 
Die unter massiven Druck der SED und Staatsorganen erfolgte Kollektivierung der Landwirtschaft ist abgeschlossen. Zur LPG gehören jetzt 31 Bauern mit 331 ha Land.
Seit dem Mauerbau sind die zu Reinickendorf gehörigen Nachbarorte unerreichbar geworden.
Die Nähe zu Westberlin macht den Kontrollpunkt Schildow zu einer besonders scharfen Grenze zwischen Ostberlin und der DDR.
1964
 
Evangelischer Gemeindseelsorger wird Pfarrer Eduard Priester.
Schildow zählt 2765 Einwohner.
1971 Im Dorf leben jetzt 2840 Menschen.
1973
 
Örtliche Betriebe sind: VEB Chemisches Kombinat Miltitz, Berlin-Kosmetik Werk II (vormals Gardeen), VEB Furnierwerk (vormals Gottschalk), Betriebsteil des VEB Leuchtenbau Zeuthen, PGH Ofen-, Kamin- und Herdbau. Die LPG Schildow und Mühlenbeck werden zusammengelegt. Die dicht vor den Ortsgrenzen gelegene historische Mönchmühle, eine der ältesten noch in Betrieb befindlichen Wassermühlen, ist geschlossen.
1982
 
Die evangelische Kirchengemeinde wird wieder Schwesterkirche von Mühlenbeck. Pastorin Hedda Bethke übernimmt in beiden Orten das Amt ihrer in den Ruhestand gegangenen Vorgänger.
1984
 
Am 2. September wird der S-Bahnhof Mühlenbeck-Mönchmühle in Betrieb genommen; im 20-Minuten-Rhythmus verkehren Züge zwischen Berlin und Oranienburg.
1986 Die Lehrerin Irmtraut Sucher initiiert in Schildow die Gründung einer Umweltgruppe
1989
 
Auf Initiative der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde des Ortes bildet sich ein Ökumenischer Gesprächskreis; neu entstandene gesellschaftliche Gruppen (Neues Forum, Demokratie jetzt, Demokratischer Aufbruch u.a.) stellen in der evangelischen Kirche ihre Konzeptionen vor.

Bürgermeister Koch tritt unter dem Druck der Öffentlichkeit zurück. Am 11. Dezember entsteht das Bürgerkomitee, dessen Kandidat Alwin Schuster in das Bürgermeisteramt gewählt wird.
1990
 
Am 26. Februar geben fünf ehrenamtliche Redakteure in Schildow die erste Nummer des unabhängigen Informationsblattes „Bürgerschild“ heraus, Mühlenbeck und später auch Zühlsdorf schließen sich an.
Auf dem zuvor von DDR-Grenztruppen besetzten ehemaligen Kirchengelände entsteht ein Asylbewerberheim.
Bei den ersten Freien Wahlen im Mai geben von 1976 wahlberechtigten Bürgern 1831 (94.2 %) ihre Stimme ab. Die SPD erringt mit 35,9 % die Mehrheit vor CDU (27,9 %) und PDS (20,5 %). Bürgermeister wird wieder Alwin Schuster. Ein Mieterverband wird gegründet.
1991 Der Verein Kinderfreunde e.V. wird gegründet; die Schildower Gewerbetreibenden uns Selbständigen bilden eine Interessengemeinschaft.
1992
 
Im Februar entsteht der Abwasserzeckverband „Fließtal“; im März wird „Bürgerschild“ eingetragener Verein; im April wird der Gewerbeverein gegründet. Am 9. September wird Peter Ihlhoff als Amtsdirektor des Amts Schildow gewählt.
1993
 
Bei der Kommunalwahl am 3. Dezember beträgt die Beteiligung 59 % (3272); die PDS erhält 1232 Stimmen (37 %), die CDU 863 (26,4 %), das Bürgerkomitee 728 (22,2 %), Heinz Pfaff (parteilos) erringt 274 Stimmen (8,4 %), er wird mit 586 von 1121 Stimmen (52,3 %) Bürgermeister.
1994
 
Die Gemeinden Mühlenbeck, Schildow, Schönfließ, Stolpe und Stolpe-Süd werden im Amt Schildow zu einer Verwaltungseinheit zusammengelegt. Der Amtssitz befindet sich in Schildow. Amtsdirektor ist Herr Brömel, Vorsitzender des Amtsauschusses wird der Mühlenbecker Bürgermeister Helmut Woggon.
Das Asylbewerberheim wird im Mai nach Stolpe verlegt.
Am 14. Oktober wird in der Mühlenbecker Strasse 2-4 das Hotel Schildow eröffnet.
Im Dezember wird Dr. Christiane Markert-Wizisla evangelische Pfarrerin für Mühlenbeck und Schildow.
1996
 
Schildow hat 2815 Einwohner. 137 Baugenehmigungen sind erteilt worden.
Schildow und Glienicke treten in Verhandlungen ein über eine Ämter-Fusion.
In der Schmalfuß-, Garten- und Mühlenbecker Straße entstehen rund 90 Wohneinheiten.
Die Volksabstimmung über eine Fusion der Länder Berlin-Brandenburg erzielt in Schildow bei einer Wahlbeteiligung von rund 75 Prozent (bei 2241 Wahlberechtigten) 51:49 Gegenstimmen.
1997
 
Der Sitz des Amts Schildow wird nach Mühlenbeck verlegt. Schildow besitzt eine Schule, 3 Kindertagesstätten, 5 Arztpraxen, 1 Apotheken, 1 Hotel, 4 Pensionen, 6 Gaststätten, 1 Autohaus, 1 Pferdehof, Kunsthandwerker, Einzelhändler und Dienstleistungsbetriebe = insgesamt 166 Gewerbeanmeldungen.
Die Ortsfläche beträgt 685 Hektar. Die Einwohnerzahl ist auf 3000 gestiegen.
 

1375 - 1800 1801 - 1900 1901 - 1997

Quelle: Geschichten aus der Schildaue.
Herausgegeben zum 100. Jahrestag der evangelischen Dorfkirche Schildow.
Erhältlich im Pfarrhaus Schildow oder im Internet unter
www.ev-kirchengemeinde-schildow.de